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Aufschieberitis – Im Verstand eines Aufschiebers
Du kennst es bestimmt auch, das altbekannte Sprichwort: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Das genaue Gegenteil der Aufschieberitis.
Aber in der Realität passiert uns häufig genau das! Du weißt, du musst etwas Wichtiges erledigen und lenkst dich aber dennoch mit unwichtigen Dingen ab.
Statt zum Beispiel für eine Klausur zu lernen oder eine Deadline für ein Projekt auf der Arbeit einzuhalten, schaust du lieber, was deine Freunde so Neues auf Facebook gepostet haben, liest wichtige Wikipedia Einträge oder räumst erstmal deine Wohnung auf.
Alles ist besser, als sich mit dem eigentlich Wichtigem zu beschäftigen.
Aber was kann man nun dagegen tun?
Was ist Aufschieberitis überhaupt?
Aufschieberitis oder auch Prokrastination genannt, bedeutet nichts anderes wie „vertagen“ oder auch „auf Morgen verschieben“, womit wir es bereits auf den Punkt bringen.
Es ist also das Nicht-Erledigen von Dingen, obwohl du sie dir fest vorgenommen hast.😅
Vielleicht solltest du mal wieder Ordnung in deine Steuerunterlagen bringen oder andere wichtige Dokumente sortieren. Doch anstatt, dass du dich hinsetzt und diese - zugegeben eher unliebsame - Aufgabe erledigst, widmest du dich einer Vielzahl von anderen „wichtigen“ Aufgaben.
Du schiebst also unliebsame Dinge vor dir her und suchst dir jedwede Ablenkung.
Aber Achtung:
Die Aufschieberitis wird auch oft mit Faulheit verwechselt. Dem ist aber nicht so! Die Aufschieberitis sorgt zwar dafür, dass wir Dinge lieber auf morgen verschieben, anstatt sie heute zu erledigen. Sie geht aber auch mit Stress, innerer Anspannung und Schuldgefühlen einher, weil wir uns nämlich nicht einfach nur erlauben faul zu sein und nichts zu tun, sondern die ganze Zeit im Hinterkopf haben, dass wir eigentlich etwas anderes tun sollten.
Zum anderen kann die Aufschieberitis aber auch ganz andere Ausmaße annehmen und schwieriger werden, wenn man nicht nur bestimmte Fristen vor sich herschiebt, sondern wenn man anfängt generelle Herausforderungen des Lebens zu meiden.
Der Verstand eines Aufschiebers
Forscher haben herausgefunden, dass es deutliche Unterschiede im Gehirn von Menschen gibt, die ihre Aufgaben gerne schnell erledigen und denen die eher als Aufschieben gelten.

Die Aufschieber hatten im Vergleich eine vergrößerte Amygdala. Die Amygdala ist ein Hirnareal, welches für unsere Gefühle zuständig ist. Zusätzlich hilft sie uns bei der Einschätzung und Wiedererkennung von Situationen.
Sie warnt uns beispielsweise davor, wenn unsere Handlung mögliche negative Konsequenzen haben kann.
Daraus schlossen Forscher, dass Aufschieber vermehrt dazu zu neigten, erstmal zu zögern, bevor sie Dinge tun. Einfach aus Angst vor den Konsequenzen.
Aber das war noch nicht alles, was die Forscher herausfanden. Wer zu Aufschieberitis neigt, bei dem ist die Amygdala auch schwächer mit einem anderen Hirnareal verknüpft, dem sogenannten dorsale anteriore cinguläre Cortex.
Dieser schätzt anhand von entsprechenden Informationen den möglichen Ausgang von Handlungen ein und wählt dann die aus, die in die Tat umgesetzt wird.
Der rationale Teil deines Gehirnes ist also durch die schwache Verbindung in seiner Fähigkeit Handlungen zu bestimmen und andere zu unterdrücken, eingeschränkt. Wohingegen der Einfluss deiner Amygdala, also deinen Emotionen, zu nimmt. Dadurch trauen wir uns weniger zu handeln und geben leichter Ablenkungen nach.
Das Belohnungsäffchen
Aber lass uns das ganze ein wenig veranschaulichen. Tim Urban beschreibt in seinem TED Talk den Verstand eines Aufschiebers so:
Wie wir bereits wissen, gibt es in dem Gehirn eines Aufschiebers einen rationalen Entscheider, der das Steuer generell in den Händen hält und Entscheidungen trifft.
Zusätzlich gibt es aber leider auch noch das kleine „Belohnungsäffchen“.

Wenn der rationale Entscheider beschließt etwas Produktives zu tun, springt dein Belohnungsäffchen, aus unterschiedlichen Gründen, ans Steuerrad und übernimmt das Kommando.
Es sagt also Nein zu dem Produktiven und Ja zu irgendetwas Belanglosem.
Unterm Strich besteht also ständig ein Konflikt zwischen dem rationalen Entscheider und unserem Belohnungsäffchen.
Du fragst dich jetzt vielleicht, wie du dein Belohnungssäffchen vom Steuerrad bekommst!?
Ganz einfach - dein Panikmonster!😱😉
Das Panikmonster taucht immer dann auf, wenn dein Verstand erkennt, dass du zum Beispiel mit deinem wichtigen Projekt schon gefährlich nah an der Deadline bist.
Genauer gesagt, dir geht der Arsch auf Grundeis!
Das Belohnungsäffchen hat Angst vor dem Panikmonster und verschwindet in den nächstbesten Baum und der rationale Entscheider kann wieder das Steuer übernehmen.
Allerdings mit dem Panikmonster im Nacken, denn jetzt wird es eng mit dem rechtzeitigen Beenden deiner Arbeit.
Wenn du magst, dann kannst du dir den gesamten TED Talk auch gerne einmal selber anschauen.
2 Arten von Aufschieberitis
Tim Urban geht noch einen Schritt weiter, indem er sagt, dass es zwei Arten von Aufschieberitis gibt und damit wären wir auch wieder bei dem Punkt:
Was tun, wenn man auch gewisse Herausforderungen des Lebens aufschiebt?
Aber schauen wir uns erstmal die zwei Arten des Aufschiebens an.
1. Aufschieberitis mit einer Deadline:
Hast du eine Deadline, sei es für die Schule, für deine Arbeit oder für sonst ein wichtiges Projekt, dann ist dein Belohnungsäffchen nur für eine gewisse Zeit aktiv. Denn über kurz oder lang wird dein Verstand erkennen, dass du nur noch wenig Zeit bis zu deiner Deadline hast und dein Panikmonster aktivieren.
Deine Aufschieberitis ist somit zeitlich begrenzt und mit ihr auch deine Gefühle wie Stress, Anspannung und vermeintliche Schuldgefühle.⏱
2. Aufschieberitis ohne irgendwelchen Fristen:
Aber was passiert, wenn deine Aufschieberitis keine Fristen hat. Wenn es sich um Bereiche in deinem Leben dreht, für die du selbst dein eigener Antrieb sein musst?
Zum Beispiel, wenn du dein eigenes Geschäft eröffnen möchtest und du von der Geschäftsidee, über Behördengänge bis zu dem tatsächlichen Eröffnungstag alles selbst in der Hand hast. Keiner zwingt dich dazu, deine eigenen Ziele und Träume zu verwirklichen.
Oder wenn du mehr Sport machen möchtest, dich gesunder ernähren, mehr Zeit mit deiner Familie verbringen oder vielleicht sogar eine unglückliche Beziehung beenden willst…
Diese Art der Aufschieberitis wird wenig besprochen, denn sie hat nichts mit einem schlechten Zeitmanagement zu tun.
Diese Art wird von den Betroffenen meist leise und privat erlitten. Man fühlt sich mehr als Zuschauer in seinem eigenen Leben und dies hat nichts mit Faulheit zu tun.
Vielmehr geht es hierbei darum, dass man nicht in der Lage ist, damit zu starten seine Träume und Ziele zu verfolgen.
Was schiebst du auf?
Aus diesem Grund solltest du zunächst einmal schauen, welche Art der Aufschieberitis auf dich zutrifft. Liegt dein Aufschieben wirklich nur an einem schlechten Zeitmanagement, dann kannst du gerne mal in diesen Artikel (Artikel erscheint demnächst😉) reinschauen. Hier verraten wir dir brauchbare Strategien, wie du dein Zeitmanagement in den Griff bekommen kannst.
Liegt die Ursache deiner Aufschieberitis jedoch tiefer, solltest du die wahre Ursache herausfinden.
Damit dir deine eigene Ursachenforschung etwas leichter fällt, haben wir für dich 6 mögliche Gründe recherchiert, warum du an Aufschieberitis leidest. Vielleicht erkennst du dich ja in einem von ihnen wider!
6 Gründe für Aufschieberitis
1. Überforderung mit deiner Aufgabe
Manchmal kann es der Fall sein, dass du überfordert mit den Aufgaben oder den Herausforderungen bist, die auf dich zukommen und du gar nicht weißt, wie und wo du anfangen sollst.
Wenn dir das Gefühl der Überforderung vertraut ist, dann hilft es dir, wenn du dein Ziel oder deine Aufgabe in kleinere Schritte oder Etappen unterteilst.
Zum Beispiel möchtest du dich gesünder ernähren, weißt aber nicht wo du anfangen sollst.
Dann teilst du dein Ziel zunächst in 4 kleinere Etappen.
Die erste Etappe ist ein Kochkurs, weil du nicht gut kochen kannst. Die zweite Etappe ist eine gesunde Mahlzeit in der Woche. Die dritte Etappe wäre hauptsächlich selbst zu kochen und die vierte Etappe wäre vielleicht noch zusätzlich zweimal die Woche Sport zu machen.
Auch diese Etappen könntest du wieder in kleinere Ziele unterteilen, bis es dir machbar erscheint dein Etappenplan in die Tat umzusetzen.
2. Du planst zu viel Zeit ein
Die zweite Ursache für Aufschieberitis kann sein, dass du denkst, du hättest noch genügend Zeit dein wichtiges Projekt anzugehen oder zu erledigen. Du machst den Fehler, dass du den Aufwand falsch einschätzt.
Wenn dir dieser Fall bekannt vorkommt und du häufig einfach den zeitlichen Aufwand unterschätzt, dann könnte es dir helfen, deine Frist einfach vorzuverlegen. Und das natürlich so glaubwürdig wie möglich! Also trage deine neue Deadline in deinen Kalender ein, stelle dir einen Handwerker für das Ereignis. Rede dir die neue Frist regelrecht ein, damit du letztendlich selber glaubst, dass sie schon früher fällig ist. So hast du am Ende noch genügend seit, deine Arbeit nochmal zu korrigieren oder Kleinigkeiten noch einmal zu verändern.
3. Du verzettelst dich in Nebensächlichkeiten
Bist du ein Perfektionist? Verzettelst du dich schnell in Kleinigkeiten und im Detail? Dann solltest du dir ein Beispiel an einem Bildhauer nehmen. Der Bildhauer schaut sich zunächst seinen Stein genau an und beginnt dann erstmal grob, die Umrisse und Formen seiner Skulpturen zu schlagen.
Er arbeitet erstmal grob die Konturen des Körpers heraus. Aber anstatt sich dann nur auf das Gesicht zu konzentrieren, alle Einzelheiten auszuarbeiten und dann am Ende zu merken: „Oh, ich habe gar keinen Platz mehr für den restlichen Körper!“, arbeitet er die Gliedmaßen aus dem Stein heraus. Dann fokussiert er sich auf die Ohren, Augen und den Mund und erst ganz zum Schluss macht er dann die Feinheiten, wie Fingerglieder, Nagelbett oder Gelenke.
Nimm dir also für das nächste Mal ein Beispiel am Bildhauer, wenn du merkst, du bist schon wieder zu Detailverliebt und betrachte zunächst das große Ganze.
4. Du hast zu viel Ablenkung
Wenn du jemand bist, der sich schnell ablenken lässt, kennst du das Problem sicherlich, dass du gar nicht erst mit einer wichtigen Aufgabe anfängst. Der Hauptablenkungs-punkt ist Social Media. Sei es dein Handy, welches ständig Benachrichtigungen ankündigt oder der Drang erstmal auf Facebook oder YouTube vorbeizuschauen. Ist man dann erstmal in der Ablenkungsspirale gefangen, kommt auch nur schwerlich dort wieder heraus.
Deshalb ein Tipp von uns:
Wenn du eine wichtiges Projekt hast, dann arbeite offline daran, soweit es dir möglich ist.🙇🏻♀️ 🙇🏻
Dadurch verringerst du den Anreiz nicht doch nochmal die eine oder andere Nachricht zu lesen oder das fünfte Katzenvideo zu schauen.
Probier’s einfach mal aus.
5. Du hast Angst zu versagen
Manchmal möchten wir mit unserem Aufschieben einfach nur unseren Selbstwert schützen, aus Angst, dass wir versagen oder Fehler machen könnten.
Vielleicht hast du Angst, dass du nicht genügend Fähigkeiten oder Kenntnisse hast, um deine Ziele zu erreichen. Oder du fürchtest einfach nur die Meinungen und Verurteilungen anderer, wenn du tatsächlich scheitern solltest.
Glaube mir, deine Fähigkeiten und Erkenntnisse kommen erst durch das TUN. Indem du dich in neuen Dingen ausprobierst, lernst du erst, wie etwas funktioniert.
Versuche doch ein mögliches Scheitern oder das Fehler machen nicht als eine Niederlage oder Versagen anzusehen.
Fehler sind dazu da, um zu lernen, wie es besser geht und nicht, um an dir selbst zu zweifeln.
Wenn dich deine Angst zu Versagen belastet, dann schau dir doch bitte unseren Artikel "Misserfolg - Fluch oder Segen" einmal genauer an.
6. Du liebst nicht, was du tust
Ist dein Herz nicht bei der Sache? Machst du deine Arbeit nur, weil du denkst, du musst sie tun?
Dann lass mich dir ein Geheimnis verraten:
Du hast eine Wahl!
Du kannst dich immer für oder gegen eine Sache entscheiden. Natürlich haben deine Entscheidungen gewisse Konsequenzen, aber nichtsdestotrotz hast du eine Wahl.
Die Frage lautet, wie sehr ist dir zum Beispiel deine Arbeit wert, dass du damit langfristig unglücklich, gestresst und demotiviert bist?
Schreibe dir einmal auf, WARUM du etwas machen möchtest. Was ist dein Antrieb? Was sind deine Gründe?
Lies hier weiter, um noch tiefer in die Kraft deines WARUMS einzusteigen. Wenn du liebst, was du tust und mit dem Herzen dabei bist, dann gibt es für dich auch keinen Grund mehr Dinge aufzuschieben.
Es gibt also zwei Arten von Aufschieberitis! Aber wenn du erstmal erkannt hast, welche deine Ursachen für das ständige Aufschieben sind, kannst du auch schnell und erfolgreich Gegenmaßnahmen ergreifen.
Eins ist noch ganz wichtig:
Vergiss nicht, dich regelmäßig für erreichte Ziele zu belohnen! Dann ist dein Belohnungsäffchen zufrieden. Außerdem solltest du selbst es dir auch wert sein, kurz stehenzubleiben, dir auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „GUT GEMACHT!“🤗